Die Diva kann es ja doch! Endlich hatte sie ihren großen Tag. 13,9 Sekunden, 165 km/h – wir haben die Früchte unserer Arbeit endlich geerntet. Aber der Reihe nach.
Das ganze Jahr über war uns der Viertelmeile-Gott nicht wohl gesonnen, alle drei Saisonläufe des Lausitzrings mussten wir abhaken. Beim ersten Mal hatten wir Probleme mit dem neuen Nistune Board, einen Tag vorm zweiten zerlegte es das Getriebe und zuletzt machte uns die Benzinversorgung einen Strich durch die Rechnung. Ein Jahr lang haben wir an Stage 3 gebastelt und uns rührend um unsere Diva gekümmert, nur ohne Renneinsatz, ohne Lohn. So wollten wir die Saison nicht beschließen, ein Höhepunkt musste noch her. Magisch zog es uns mal wieder ins baden-württembergische, zum Flugplatzblasen in der Nähe von Aalen. Also rauf auf den Hänger und gemütliche 450 km im Bus gen Westen!
Das Wetter war alles andere als ideal, dichter Nebel und Kälte bestimmten den ganzen Tag. Mal eben 15 Grad weniger als angesagt… Fabelzeiten waren heute nicht zu erwarten. Aber die Strecke ist toll, professionelle Zeitmessung, leicht bergab. Zahllose Autos waren am Start, vom Go-Kart bis zum Dragster, vom Roller mit 38 PS bis zum 1.100-PS-Allrad-Polo. Der fuhr übrigens mit wahnwitzigen 292 km/h über die Linie, nach 8,8 Sekunden! Wahnsinn, was für Autos so in den Werkstätten zusammengeschraubt werden. Unser kleiner Blauer erregte einiges Interesse, ein SR20DET in einem Kadett? Heckantrieb? Aus einem 200SX? What the fuck…? Unglaubiges Staunen und Anerkennung waren uns schon mal sicher.
Noch vorm ersten Start gab es erstmal eine Schrecksekunde für uns: die Helfer wuselten um unser Auto, der Streckensprecher verkündete, dass irgendwo Öl rausläuft! Nein, das konnte doch nicht sein, nicht schon wieder! Nach endlosen Sekunden der Angst gab es aber Entwarnung, das Öl war wohl von einem anderen Auto. Dann Pre-Stage, Stage und der Christbaum sprang für uns zum ersten Mal von rot, auf gelb, gelb, gelb und grün! Ab ging die Post und die Diva war wenige Sekunden später im dichten Nebel verschwunden. Gut, 14,693 Sekunden waren jetzt nicht der Hammer, da gab es also noch Potential. Von Lauf zu Lauf konnten wir uns verbessern, zwischendurch packten wir noch ein paar Gewichte ins Auto und reizten die Reaktionszeiten bis auf einen Wimpernschlag aus. Am Ende stand eine ehrliche 13,906 Sekunden auf der Uhr, der Kadett ging mit 165,14 km/h über die Linie! Von 0 auf 100 in 6,9 Sekunden. Zwischendurch versägten wir deutlich stärkere BMW X6, Subaru Impreza WRX, Golf V GTI, allesamt teure Autos von der Stange, das macht mit einem selbstgebauten Renner natürlich doppelt Spaß!
Wenn man die Reaktionszeiten mal außer acht lässt, können wir mit unserem Renner 13er Zeiten fahren. Wenn das nichts ist?! Mehr war bei diesem Wetter nicht drin, viele stärkere Autos mit Straßenreifen waren an dem Tag auch nicht schneller. Und das beste ist: die Diva hat keine Zicken gemacht. Es sind keine wichtigen Teile abgefallen, keine Inkontinenz, keine Verstopfung – braves Mädchen! Es geht doch, wir sind sehr stolz auf dich! Und Danke für den versöhnlichen Saisonabschluss.
Viele Grüße euer Springfield Racing-Team